Nachhaltiges regionales Wirtschaften – wann, wenn nicht jetzt?
Kooperationen, Selbsthilfe und die Hilfe zur Selbsthilfe sind in diesen Tagen mehr als Schlagwörter in den Medien. Sie sind gelebte Realität. SupportYourLocals-Initiativen zur Unterstützung der
lokalen Unternehmen werden vielfach bottom-up von lokalen Unternehmen gegründet oder angeboten. Nachbarschaftshilfen, Solidargemeinschaften und Hofläden stärken die Regionen. Diese nennen wir
kollaborative Resilienzinitiativen.
Mit der #Coronakrise änderten sich von jetzt auf gleich die Perspektiven für unsere Wirtschaft. Wurde das „Outsourcing“ der Produktion vieler Güter als Vorteil betrachtet, erweist sich dies heute
bei einigen in der Krise lebenswichtigen Gütern als Schwäche. Jetzt zählen auf einmal kurze Wertschöpfungsketten und Unabhängigkeit. Zugleich realisieren wir in voller Gänze, wie wichtig soziale
Kontakte und öffentliche Orte sind, die Nachbarin und die Landwirtin um die Ecke.
Leere Supermarktregale sind nicht immer ein Zeichen von Hamsterkäufen. Wenn globale Lieferketten unterbrochen werden, kommt schlichtweg nichts mehr bei uns an. Spätestens dann zeigt sich, wie
wichtig die regionale Wirtschaft für uns ist. Zur Vorbereitung auf solche exogenen Schocks – und die #Coronakrise wird als ein solcher eingestuft – aber auch zur generellen Belebung unserer
Städte sind lokale Wertschöpfungsketten sehr wichtig. Der Blick auf die Herkunftsschildchen unserer Waren verrät uns, wie weit wir davon entfernt sind.
Das Wuppertal Institut leitet seit 2016 die Forschungsarbeiten des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „Wirtschaftsförderung 4.0“: ein Politik-Ansatz zur
Entwicklung und Umsetzung eines Konzepts zur Stärkung eben dieser oben genannten kollaborativen Resilienzinitiativen in Kommunen, mit den Zielen ökonomische Subsidiarität zu vitalisieren,
Gemeinschaft und Zusammenhalt zu fördern und globale wirtschaftliche Abhängigkeiten zu reduzieren. Eben diese alternativen Wirtschaftsformen benötigen wir zur Entwicklung krisenfester und
nachhaltig wirtschaftender urbaner Räume, denn eben diese Initiativen sind in Zeiten wie diesen widerstandsfähiger.
Eine Wirtschaftsförderung 4.0 schaut, was auf lokaler Ebene möglich und sinnvoll ist und schafft Rahmenbedingungen, die für „resilienteres“ Wirtschaften förderlich sind. Dabei kommt es nicht
darauf an, alle unter dem Schlagwort Globalisierung erfolgten Entwicklungen zurückzudrehen. Doch zeigt nicht zuletzt die Coronakrise die Vulnerabilität einer global organisierten Wirtschaft und
lässt uns darüber nachdenken, ob wir nicht wieder einen größeren Anteil unserer Produktion und unseres Konsums lokal organisieren sollten.
Wir brauchen ein starkes Plädoyer für die politische und ökonomische Subsidiarität der Regionen. Ziel ist nicht die möglichst vollständige Selbstversorgung, aber mehr Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Hilfe zur Selbsthilfe.
Dieser Beitrag ist zuvor auf www.zukunftskunst.eu erschienen.