Ein großer Teil des sozialen Lebens funktioniert nur, weil Millionen Menschen sich unbezahlt engagieren. Auch umgekehrt gilt: Hilfe und Kooperation sind das Ergebnis eines funktionierenden Gemeinwesens. Das kommt nicht von allein. Daher ist die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements ein ausgewiesenes Handlungsfeld in der Kommunalpolitik. In vielen Städten gibt es eine Freiwilligenagentur. Sie berät Menschen, die sich engagieren möchten, und vermittelt sie an passende Vereine und Einrichtungen. Flankiert werden solche Maßnahmen durch den Bundesfreiwilligendienst.
Wie wichtig ehrenamtliche Arbeit für Wirtschaft und Gesellschaft ist, hat der US-amerikanische Soziologe und Politikwissenschaftler Robert Putnam in zahlreichen Studien untersucht. Je höher das
Potenzial bürgerschaftlichen Engagements in einer Region ist, so das Fazit, desto erfolgreicher vermag diese auf neue wirtschaftliche Chancen zu reagieren und umso zufriedener sind die Bürger mit
"ihrer" Verwaltung, die sich dann auch objektiv stärker an ihren Wünschen orientiert.
Die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements ist deshalb von herausragender Bedeutung für die Wirtschaftsförderung 4.0. Ihr Fokus liegt allerdings nicht auf der Förderung etablierter
Bereiche, wie etwa Sportvereinen. Relevant sind vielmehr Initiativen mit Bezug zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, wie soziale Kaufhäuser oder Selbsthilfewerkstätten für Möbelbau und zum
Reparieren.
Direkt oder indirekt begünstigt die Wirtschaftsförderung 4.0 soziale Netzwerke, Gemeinsinn und Vertrauen. Viele Initiativen können dazu beitragen. Beim "Social Dining" etwa verabreden sich
Menschen online in einem Restaurant oder einer privaten Wohnung zum gemeinsamen Kochen. Der Initiator schlägt ein Gesprächsthema vor, gegebenenfalls bringen die Teilnehmer ihr Essen selber mit.
Neue Kontakte entstehen, die sozialen Netzwerke erweitern sich. Das stärkt wiederum die Bereitschaft zur gegenseitigen Hilfe und Kooperation. Auch der nachbarschaftliche Werkzeugverleih ist eine
Form der gegenseitigen Hilfe. So etwas funktioniert nur auf Basis von Vertrauen. Das Handlungsfeld "Sozialunternehmen" ist somit eine Basis der Wirtschaftsförderung 4.0.
Um diese Basis zu verbreitern und kontinuierlich zu pflegen, analysiert die Wirtschaftsförderung 4.0, welche Initiativen vorhanden und zu stärken sind, wo sich Lücken auftun und wo etwas Neues
geschaffen werden könnte. Handlungsbedarf ergibt sich nicht zuletzt bei den Themen Selbsthilfe, Reparieren, Nahversorgung und bei der Entwicklung von kooperativen Wohnformen.